#4 berufsvorbereitende Bildungsmassnahme: Januar 2008

Donnerstag, 31. Januar 2008

Tag 57

Donnerstag, also Berufsschule.
Was mir ganz gut in den Kram passte, da ich in der Gruppe bin, die heute nur drei Stunden hat und ich immernoch alles andere als frisch und gesund durchs Leben gehe. Werde also gleich die sorgfältg geplante Tour durch die diversen Praxen antreten, um mir eine Überweisung zu holen um nicht schon zum dritten mal dieses Quartal die Praxisgebühr zahlen zu dürfen.

War mal wieder ein recht ambivalenter Schultag.
Die Freude darüber, dass wir heute die letzte Stunde mit Herrn Heßling hatten wurde durch den neuen Stundenplan schnell wieder getrübt. Denn anscheinend ist der Winter vorbei und daher ist es uns nun zuzumuten, bereits um halb Acht den Dienst anzutreten.
Sehr amusant fanden die Meisten im Raum die Tatsache, dass wir von nun an in der sechsten Stunde Religion haben sollen.
Der Packen mit den Abmeldungen wurde noch in dieser Stunde dem Klassenlehrer eingereicht.
Bei der Menge ist davon auszugehen, dass wir ein Ersatzfach - sowas wie Ethik oder Philosophie - bekommen werden. Ist mir nur recht. Der Rest wollte grösstenteils aber wohl einfach frei haben.
Beim Schreiben meiner Ameldung musste ich ob der Anrede herzlich lachen:
"Sehr geehrter Herr Wiksa,"
Nein, das habe ich mir nicht ausgedacht. Der arme Herr Religionslehrer heisst tatsächlich so.

Alles richtig gemacht:
Heut morgen hiess es noch von anderen Schülern, es sei völlig unmöglich, dass ich mir eine Arbeitsunfähigskeitsbescheinigung für den gestrigen Tag ausstellen lasse.
Aber hin und wieder habe selbst ich Glück, und so hing grad eben an der Arztpraxis eine Notiz, die darauf hinwies, dass an einigen Tagen - Gestern eingeschlossen - die Praxis ganztägig geschlossen sei. Habe dann also dem Arzt meine Story erzählt und als er fragte, ob es nötig sei, dass ich krankgeschrieben würde mit "Ja eigentlich sogar noch rückwirkend für gestern, da war ich hier aber da hatten Sie ja den ganzen Tag geschlossen...".
Ich war so stolz auf meine Raffinesse, dass ich schon etwas enttäuscht war, als er es einfach überging, mich fragte ob ich morgen ausschlafen will und mir dann eine AU von gestern bis morgen ausstellte. Super Typ. Und direkt hintendran noch Blut abgenommen für ein grosses Blutbild. Muss auch mal wieder sein.

Mittwoch, 30. Januar 2008

Tag 56

Ich bin krank.
Und sowas heisst bei mir nicht einfach nur dass es mir nicht so gut geht. Sowas heisst bei mir, dass meine Welt untergeht und ich eigentlich zu gar nichts mehr zu gebrauchen bin.
Und das sogar schon bei diesem - wohl verhältnissmässig leichtem - grippalen Anflug von Hals- und Kopfschmerz. Aber sobald ich solche Symptome bemerke, schaltet der restliche Organismus automatisch in den Nahtod-Modus und ich fühle mich schlapp, fasele etwas davon dass meine Haut weh tut und brauche Menschen die mir Flaschendeckel aufschrauben, weil das meiner Hand schmerzt. Kurzgefasst: ich bin wohl ein recht erbärmlicher Anblick.

Daher ist es ja wohl auch verständlich, dass ich heut morgen nicht, wie eigentlich vorgesehen, im Bildungszentrum anrufen konnte um mich abzumelden, da ich mir eingebildet habe, ich könne vor Halsschmerz nicht sprechen. Obwohl ich die ganze Nacht einen Schal trug.
Profi-Strassencafé-Blogger der ich bin, bediente ich mich dann jedoch neuer Medien und mailte meiner Bildungsbegleiterin den Stand der Dinge.
Eigentlich wollte ich heute im BZ Bewerbungen ausdrucken lassen. "Lassen", weil der Farbdrucker kaputt ist und nur noch der im Büro funktioniert und dazu jede Bewerbung an eineN BildungsbegleiterIn geschickt werden muss, der/die diese dann dort ausdruckt.
Dachte mir nun, dass es ja nicht so dramatisch sei und ich die Bewerbungen ja auch von hier aus mailen kann. Doch alles was schiefgehen kann geht ja auch schief und nach nun mehr als einer Stunde Ringen mit Microsoft Word sah jetzt mein Mailprogramm seine Chance gekommen und zickt rum.
Wenn ich krank bin, dann richtig. Dann geht gar nix mehr. Nichtmal ne dämliche Mail versenden.

Die gute Nachricht:
Die Toiletten werden wieder unter Verschluss gehalten. Endlich habe ich meinen panic room zurück.

Dienstag, 29. Januar 2008

Tag 55

Heute war irgendwie alles ein wenig zu durcheinander.
Wir bekamen erst ganz viele Menschen aus der Ori-Gruppe 2 zu uns gesteckt - es wurde anscheinend nach "nervige WichserInnen" und "erträgliche Menschen" sortiert, wovon wir natürlich Erstere bekamen - dann waren die Räume überbelegt. Das hätten wir eigentlich gar nicht gemerkt, da wir ab dem dritten Block in einem anderen Gebäude gehabt hätten. Allerdings wurde ebendieser dritte Block dann in EDV umgewandelt und zwar erst nachdem beide EDV-Räume mehr als vollständig besetzt waren.
Es war heute also rein gar nichts los und auch rein gar nichts möglich um sich die Zeit zu vertreiben.

Montag, 28. Januar 2008

Tag 54

Der letzte Montag hatte seine Vor- und Nachteile.
Ein Nachteil war, dass wir nichts zu tun hatten und uns zu Tode langweilten. Allerdings war genau das auch sein Vorteil.
Denn heute haben wir wieder eine Aufsicht und sollen sogar wirklich arbeiten. Leider sind wir derart stark dezimiert, dass es ein Leichtes ist, uns ständig im Auge zu behalten. Und dafür habe ich mir morgens noch diverse Spielfilme und Serien auf den USB-Stick gezogen. Nur kann ich jetzt die Kopfhörer nicht hinten am Rechner anschliessen, ohne dass es auffällt. Wenn ich die so verlege, dass sie nicht sofort ins Auge fallen, dann reicht das Kabel nicht, um mich aus einer lächerlich unbequemen Sitzhaltung zu befreien.

Es plagen mich immer noch Gewissensbisse wegen des Todes meines Knautschbuddys. Allerdings fand ich nun ein neues Objekt meiner Zuneigung:
Ich habe mir gerade einen Cyborg gebastelt.
Der ist total cool und kann alles! Er hört gern Gangsta-Rap von der WestCoast (Beachtet seine rechte Hand!)und ist unter seiner Hartplastikschale ein herzensguter Typ. Ausserdem hat er meine Hände. Und Mütze. Und seine coole Roboter-BlingBling-Kette ist ja wohl der Kracher! Ich sag euch, in einem halben Jahr laufen ALLE damit rum!

Freitag, 25. Januar 2008

Tag 53

Sehr, sehr schlecht geschlafen heute Nacht und dementsprechend auch 20 Minuten zu spät gekommen. War aber insofern kein Problem, als dass wir bei einem Lehrer hatten, der mich mag und er, wie sich dann herausstellte, ebenfalls erst wenige Minuten vor mir in den Raum kam.

Heute bekam ich in der Mittagspause einen sehr netten Besuch, der mich dann völlig entgeistert an der nächsten Strassenecke empfing mit den Worten:
"Oh Mann! Da kannst du doch nicht wieder reingehen! Das sah ja aus wie der offene Vollzug im Jugendknast als die hier grad alle vorbeikamen!"

Recht hat er/sie.

Genug gebloggt. Jetzt ist Wochenende.


Donnerstag, 24. Januar 2008

Tag 52

Ich lag richtig mit meiner Vermutung.
Herr Heßling war heute sooo klein mit Hut. Hat kein einziges fachfremdes Wort verloren.
Ich habe mich konsequent aus jeder Unterrichtsbeteiligung herausgehalten.
Gut, mit der Ausnahme, dass ich alles von Steinbeck aufzählte, was mir einfiel. Aber das zählt nicht wirklich, denn da sass ich gruppenarbeitsbedingt mit dem Rücken zu ihm - Heßling, nicht Steinbeck - und sprach meine Antwort gegen die Wand. Voll respektlos und so.
Gut, darüber hinaus habe ich noch ein wenig rumgeprollt (Stalingrad43-Polo unterm Cardigan) und ihm auf sein im Gehen zurückgerufenes "Arrividerci!" ein "Deutsch reden!" entgegnet.

Obwohl Winter und heute sehr unterbesetzt, zählte ich doch sechs Menschen in Jogginghosen auf dem Schulhof. Wenn das so weitergeht, habe ich Angst vor dem Sommer.

Mittwoch, 23. Januar 2008

Tag 51

Das Frühstück der Champions:
Gestern Abend extra eine Pizza (Knoblauch, Pilze)zuviel bestellt, um sie heute Morgen noch vor dem Aufstehen kalt zur Lektüre einer alten Titanic (Juni 2007) schlemmen zu können.
Das Knoblauchstigmata nehme ich dafür gern in Kauf.

Heute ist mein Stammtag und ich habe - mal wieder - meinen Stundenplan nicht gefunden. Sollte ich den nicht wiederfinden, wird mir mindestens ein Urlaubstag abgezogen. Aber dahingehend mache ich mir weniger Sorgen. Das Ding taucht schon auf. Problematischer wird es, den heutigen Tag rumzubringen. Ich habe ja jetzt schon den dringenden Verdacht, im falschen Raum zu sitzen. Und das nachdem ich aus dem offensichtlich falschen Raum schon in diesen hier umgezogen bin.
Aber über die stümperhaft manuell erstellten Stundenpläne auf Schmierzettelrückseiten bin ich natürlich hinaus. Wozu sitze ich denn hier im EDV-Raum? Habe mir also nun meinen Stundenplan originalgetreu nachgebaut. Mal sehen ob es jemandem auffällt.
Naja, es wird defintiv jemandem auffallen, da ich keine Ahnung habe, wie die neue Englischlehrerin heisst und wie genau sich ihr Fach nennt. Werde dies also stümperhaft manuell eintragen müssen.

Dienstag, 22. Januar 2008

Tag 50

Das muss mensch erstmal schaffen:
Um vom Bahnhof zu den Räumen zu kommen, in denen ich meinen nächsten Block hatte, muss ich sechs Fahrspuren überqueren. Unterstützt durch eine FussgängerInnenampel versteht sich. Mit allem was dazu gehört: Knöpfe, Signalgeber für Sehbehinderte und einer Insel in der Mitte der Strasse.
Nun stand ich also auf dieser Insel und stellte fest, dass die eben erwähnten Knöpfe nicht da waren. Stattdessen so ein neumodischen "Bitte berühren"-Dingen. Ich habe noch nie kapiert, wie die funktionieren. War mir aber immer recht sicher, das das was mit Wärme zu tun hat. Hab allerdings ersteinmal eine komplette Ampelphase nicht daran gedacht diesem Gerät irgendeinen Input zu geben. Dann fiel mir auf, dass es wohl doch nicht, wie erhofft, auch ohne mein Zutun Grün werden würde. Habe also versucht diesen Trigger auszulösen. Erst durch Handauflegen. Dann durch Reiben. Dann durch Schlagen. Dann durch Fluchen.
Das Problem dabei war, dass ich versuchen musste, die Peinlichkeit meiner Performance so zu verteilen, dass die Personen in den Autos, die in den diversen Ampelphasen vor mir standen, nicht zuviel mitbekommen konnten, um mich für völlig daneben zu halten.
Irgendwann hat es mir dann gereicht und ich bin rüber. Kurz bevor ich wieder fussgängerisches Terrain erreichte, kam eine alte Frau zu meiner Zielampel, berührte sie ganz sacht und es wurde sofort Grün.
Wie es sich gehört, find ich natürlich noch auf der Strasse stehend an, die Ampel aufs Schärfste zu beschimpfen. Ich nannte sie Körperteile und was sie mit sich zu tun habe. Als ich so meinen rosanen Regenschirm in Richtung grünes Menschchen wedelte, fiel mir auf, dass ich offensichtlich in meinen Tiraden etwas zu laut war.
Ein gemäss dem Szenecode verkleideter HipHop-Gangster, der an der kreuzend gelegenen Ampel wartete, fühlte sich angesprochen und ich musste ihm beschwichtigend erklären, dass nicht er gemeint sei, sondern die Ampel.
Er hat mir kein einziges Wort geglaubt.
Zum Glück muss ich echauffiert genug auf ihn gewirkt haben, um wenn schon nicht glaubhaft, so doch zumindest ausreichend verrückt zu erscheinen.

Tja der Rest des Tages bestand aus "Warten bis ich zum Arzttermin gehen kann", exakt zehn Minuten Arzt, ungefähr 40 Minuten Bibliothek und danach noch rumhängen in Block 4 und 5.

Montag, 21. Januar 2008

Tag 49

Ich sterbe hier vor Langeweile.
Wie gewöhnlich haben wir den ganzen Tag EDV. Mittlerweile ist es ein "Quali-Baustein" - beduetet das lässt sich irgendwie auf die Ausbildung anrechnen - mehr Sinn macht es trotzdem nicht. Sitzen seit zwei Blöcken ohne Aufsicht oder Auftrag. Kämpfen uns also seit acht Uhr durch die Weiten des Flashgame-Universums.
Da ich mir in weiser Vorraussicht gestern noch eine Handvoll auf meinen USB-Stick gezogen habe, brauchten wir uns nicht einmal einloggen, um den halben Tag spielen zu können.
Mittlerweile haben auch Flashgames ihren Zauber verloren und ich fange an die Menschen um mich herum zu nerven weil mir so schrecklich langweilig ist.
Andererseits möchte ich auch nicht, dass meine Bildungsbegleiterin, wie angedroht, reinkommt und mich zum Vorstellungsgespräch schickt.
Ha! Jetzt habe ich mir Kopfhörer besorgt und versuche mal Family Guy zu gucken. Leider braucht der Rechner wohl ewig um eine Folge zu laden. Verdammt. Und bis gestern hatte ich noch irgendeinen Film aufm Stick.
Oh mein Gott ist das langsam: 27% und ich sitze da jetzt schon eine Stunde vor und warte. Zum Glück ist jetzt Pause. Ich kriege hier einen Lagerkoller. Ich habe aus lauter Langeweile die Unterschiede zwischen einer Pizza im Chicago-Style und einer im NewYork-Style gelernt.
Na klasse, jetzt heisst es, wir könnten die Pause auch im Raum verbringen. Und ich dachte schon mit ein bisschen Frischluft könnte ich die Ladezeit überbrücken. Und jetzt Darf ich mir weiterhin ansehen wie der Balken da vorwärts kriecht: 49%.
Wohoo! Auf einmal sind es 100%.
Endlich habe ich hier mal was zu lachen.

Freitag, 18. Januar 2008

Tag 48

Nach einem Tag voller Tortenbackerei und ähnlich stressiger Unternehmungen und einer Nacht die erst am Morgen anfing, ist es ja wohl kein Wunder, dass ich den ersten Block verschlafen habe. War zum Glück kein Problem. Habe meiner Bildungsbegleiterin erklärt, dass ich nächtlich noch Torte zu essen hatte. Sie hatte volles Verständnis. Der zweite Block bestand dann aus einer Stadt-Land-Fluss-Tabelle, bei der die fehlenden Elemente zu ergänzen waren mittels eines Atlanten. War halt nur blättern. Da ich der einzige war, der tatsächlich gearbeitet hat, durfte ich danach noch Inseln anhand ihres Umrisses benennen. Ja. Spannend.
Lustiger war da schon das Mädchen, das mich völlig entgeistert anstarrte, als ich, da die Herrentoilette abgeschlossen war, kurzerhand in die gegengeschlechtliche ging. Als ich wieder rauskam, stand dieses kleine Mädchen vor mir und lispelte (Normalerweise kann sie gut sprechen. Scheint ziemlich aufgebracht gewesen zu sein.) mich an:

"He! Sie sind falsch!"

"Äh ja. Ich weiss. Steht ja da."
"Aber... aber..."
Lehrerin kommt auf den Flur:
"Das ist die Damentoilette!"
"Ja. Ich weiss. Steht ja da. Aber die andere ist abgeschlossen."
"Ja dann müssen sie sich aus dem Büro den Schlüssel holen."
"Äh ja. Ist ja nix passiert."

Unspektakulär, ich weiss. Aber wenn das schon das Mitreissendste des Tages ist, könnt ihr euch denken, wie der Rest lief.
Zum Glück konnte ich heute abkürzen.
Lieber Zahnarzt als Bildungszentrum.

Heut kam Post vom Arbeitsamt:
"Ihnen wurde wegen der Teilnahme an einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme laufend Berufsausbildungsbeihilfe gezahlt. Sie hatten jedoch am Unterricht bzw. an der Unterweisung ohne Vorliegen eines wichtigen Grundes an nachstehenden Tagen nicht an der Maßnahme teilgenommen:

07.12.2007.
[...]
Insoweit ist eine Überzahlung in Höhe von 8,37€ eingetreten. Dieser Betrag ist von Ihnen nach § 50 Abs. 1 SGB X zu erstatten.

Dieser Betrag wird gegen Ihre Ansprüche auf Geldleistungen nach § 51 Abs. 2 des Ersten Buches Sozialgesetzbuch in Höhe von 8,37€ aufgerechnet. Das bedeutet, dass Sie den Betrag zunächst nicht zu überweisen brauchen. Die Aufrechnung stand in meinem Ermessen, es waren jedoch keine Umstände ersichtlich, die zu einem anderen Ergebnis hätten führen können."
Tja, was soll ich da sagen. Abstreiten ist unsinnig. Was mich stört, ist nur die Tatsache, dass "die Aufrechnung in [seinem/ihrem] Ermessen" stand, da jedoch nirgends ein anderer Name als meiner auftaucht und die Unterschrift ein einzelner Kringel ist.
Habe also nun versucht da anzurufen, damit ich wenigstens weiß, wer mich da abzockt. Kam ja nichtmal als Einschreiben das Ding. Hätte also auch keine rechtliche Relevanz. Gut, die 8,37€ sind mir herzlich egal - allerdings nimmt es mir so die Arbeit ab endlich mal auszurechnen, wieviel ich an einem Tag da verdiene - aber da könnt ja jedeR kommen! Ha!
Schonmal versucht mit dem Arbeitsamt zu telephonieren?
Macht es!
Nach fünf Minuten Player VS CPU gab ich es auf. Hab ja noch andres zu tun. Montag versuch ich es nochmal.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Tag 47

1.Akt
Exposition

2.Akt
Das erste, weder von Ernst Busch noch der Nachrichtenfrau, gesprochene Wort des Tages war „Kameradschaft“. Und zwar auch so wie mensch „Kameradschaft!“ auszusprechen hat. Kam von irgendeinem Mädchen am Eingang zur Berufsschule. Im Treppenhaus hatte ich dann drei so Nerds hinter mir, die über irgendein Computerspiel geredet haben:
„Ja, ich spiel jetzt nur noch Österreich. Das sind wenigstens Deutsche!“
Nach der ersten Stunde lief ich erst einmal einer gut gefüllten Thor-Steinar-Jacke in die Ärmel.
Die nächste Stunde wird „Deutsch“ sein. Bei so vielen Vorzeichen hätte ich ahnen müssen, was folgte.

3.Akt
HERR HEßLING*. Deutsch reden! Deutsch denken! Deutsch handeln! (die türkischen TeilnehmerInnen meinend)
RALF NASE. Was soll das denn heissen? „Deutsch reden“ ist ja noch sinnvoll, aber solche Sprüche können sie sich wirklich sparen!
HERR HEßLING. Nein warum denn? Wir sind hier in Deutschland und hier wird deutsch geredet!
RALF NASE. Und was soll das mit “Deutsch denken! Deutsch handeln!“? „Deutschland denken, heißt Auschwitz denken“!
HERR HEßLING. Was soll das denn jetzt? Das ist doch Unsinn.
RALF NASE. Das haben Leute gesagt, die sehr viel mehr auf dem Kasten hatten als sie!
HERR HEßLING. Ich muss mich hier doch nicht rechtfertigen vor ihnen! Hier wird deutsch geredet und ich brauche mit ihnen hier auch über gar nichts diskutieren!
RALF NASE. And what do you mean with „Think german! Act german!“? What is it?
HERR HEßLING. Warum reden sie denn jetzt englisch? Was soll denn das bringen?
RALF NASE. I just don’t want to do what you tell me! Tell me what you mean with “Act german!”?
HERR HEßLNG. Jetzt reden sie aber mal wieder Deutsch! Und ich brauche ihnen gar nichts erklären!
RALF NASE. Tell me what you mean with it! Now!
HERR HEßLING. Ach kommen sie! Was soll das denn jetzt? Jetzt reden sie doch mal wieder so, dass man sie auch versteht!
RALF NASE. Was sollen ihre Sprüche von „Deutsch denken! Deutsch handeln!“? Erklären sie das mal! Los!
HERR HEßLING. Ach das war doch eher ääh als Witz gemeint…
RALF NASE. Das findet niemand hier lustig. Also sagen sie jetzt endlich, was „deutsches Handeln“ ist!
HERR HEßLING. Ich brauche mich nicht verteidigen! Ausserdem war das ja eh nur ein Witz…
RAL NASE. Das war schon das zweite Mal, dass sie diesen Spruch gebracht haben, also muss das ja irgendwas bedeuten. Nun erklären sie schon!
HERR HEßLING. Ich erkläre hier gar nichts! Ich kann ihnen das nachher erklären…
RALF NASE. Nein! Das geht ja nicht nur mich etwas an! Sie erklären jetzt der ganzen Klasse, wie „deutsches Denken“ und „deutsches Handeln“ aussehen! Jetzt und hier! Los!
HERR HEßLING. Seien sie doch ruhig! Wir fangen jetzt an.
RALF NASE. Tragen sie mich als fehlend ein! (steht auf, zieht seine Jacke an, nimmt seinen Rucksack und geht zur Tür)
HERR HEßLING. (flehend) Ach nun bleiben sie doch bitte sitzen!
(Ralf Nase ab.)


4.Akt
Ich ging davon aus, dass die nächste Stunde mit einer Standpauke beginnen und in eine hitzige Diskussion münden würde. Habe schliesslich schon einmal mit unserem Klassenlehrer einen Streit vom Zaun gebrochen. Nach 30 Minuten Frühstück im Auto konnte ich jedoch noch einen Blick auf die Anwesenheitsliste und ins Klassenbuch werfen, bevor er ankam.


5.Akt
Ich wurde als anwesend geführt und Herr Heßling hat keinerlei Anmerkung im dafür vorgesehenen Feld im Klassenbuch hinterlassen.
Da er gegen Ende der Diskussion immer kleinlauter wurde und alles daran gesetzt hat der Situation zu entfliehen, jedoch anscheinend zu stolz war, um zurück zu rudern, scheint es mir plausibel, dass er den ganzen Vorfall unter den Tisch fallen lassen will. Jetzt ist die Frage, wie ich mich nächste Woche verhalte:
Wenn an meiner Theorie etwas dran ist, wird er buckeln und jede Konfrontation vermeiden wollen, damit wir die Sache nicht doch noch mit Klassenlehrer und/oder Schulleitung besprechen.
Wenn ich falsch liege, wird er so weitermachen wie bisher oder sogar noch eins draufsetzen wollen.
Für Fall zwei werde ich vorher noch einmal mit den linkeren Menschen der Klasse und der Klassensprecherin reden und vorschlagen, dass wir, sollte es wieder so etwas bringen, geschlossen den Unterricht verlassen. Gut, bei der NPD im sächsischen Parlament hat diese Strategie auch nicht geholfen, aber da gab es ja keine Schulleitung, bei der mensch hätte petzen können.
„Häufig ist jedoch der äußere Untergang, der Tod, mit einem inneren Sieg und der Verklärung des Helden/der Heldin verbunden.“**
Das mit dem Tod lassen wir mal lieber. Aus Sicht der Berufsschule, denke ich, kann mein Feierabend als „äußerer Untergang“ gewertet werden. Das mit dem inneren Sieg stimmt natürlich. Plus der äussere Sieg, den mir der Applaus beim Verlassen der Klasse bescherte.
Damit wären ja wohl alle Kriterien des Herrn Freytag erfüllt, und ich bin jetzt offiziell ein Held.
Na gut, aber wenigstens Protagonist will ich sein!

Der dramatische Tag reicht als Inhalt für heute aus. Die Schilderungen des Menschen, der sich sein Brusthaar fein säuberlich aus seinem extra dafür geöffneten Polo-Shirt kämmt, die ich schon gestern bringen wollte, fällt daher aus. Freut euch. Ich kann seit zwei Tagen nirgends andes mehr hinschauen wenn er im Raum ist. Es ist wie bei einem Autounfall:
Es ist schrecklich aber trotzdem werden alle langsamer wenn sie vorbeifahren.


* Name von der Redaktion geändert.
** „Texte, Themen und Strukturen“ 1999 Cornelsen Verlag, Berlin, S.165

Mittwoch, 16. Januar 2008

Tag 46

Da bei mir zu Haus die Internetverbindung nach maximal zwei Minuten abreisst, versuche ich mal, das Meiste für heute schon hier fertig zu machen. Ist nur blöd, da es grad der erste Block von fünfen ist und daher noch eine Menge kommen kann.
Da ich allerdings mal wieder an einem anderen Rechner sitze, ergibt sich aus den ICQ-Protokollen der anderen User hier eigentlich schon genug Material. Held des Tages ist "StReEtWeArGaNgStEr 16".
Um ihn meinen geneigten LeserInnen erst einmal vorzustellen, hier eine repräsentative Diskussion zwischen ihm und "paradiseOF gangsters":

StReEtWeArGaNgStEr 16 (10:50:43 12/09/2007)
du gay^^

StReEtWeArGaNgStEr 16 (10:51:33 12/09/2007)
pussy

StReEtWeArGaNgStEr 16 (12:10:41 12/09/2007)
du bist voll der gay eh :P

StReEtWeArGaNgStEr 16 (12:11:28 12/09/2007)
und höhr auf zu pennen du fotze sonst muss ich dir mein pillemann in die fresse klatschen

paradiseOFgangsters (12:11:30 12/09/2007)
du schäbbigen

Ich denke, wir können uns nun alle ein Bild von ihm machen. Es geht weiter mit ihm und seiner Freundin "Schatz":

Schatz (14:25:42 7/09/2007)
hay schatz

StReEtWeArGaNgStEr 16 (14:25:43 7/09/2007)
hey schaaaatz =)

StReEtWeArGaNgStEr 16 (14:30:59 7/09/2007)
und gehst du heute zum frauenartzt inne mumu schauen lassen?xD

Schatz
ne schatz ich muss zu meiner oma..

StReEtWeArGaNgStEr 16 (14:32:20 7/09/2007)
darf ich dir dann heute in die mumu schauen ?:D

StReEtWeArGaNgStEr 16 (14:33:16 7/09/2007)
schatz antworte auf meine frage :P

Schatz
kanns du machen schatz :D

StReEtWeArGaNgStEr 16 (14:33:49 7/09/2007)
schwör ?x)

Schatz
loL

Schatz
kanns mit was anderen da rein schatz :p

StReEtWeArGaNgStEr 16 (14:35:03 7/09/2007)
was den stifft flasche ?:D

Schatz
moha

Naja gut, ist halt das, was Leute die kichern, wenn jemand "Titten" sagt, unter Cybersex verstehen. Bis auf die Dämlichkeit der beiden gar nicht so spektakulär.
Es folgt eine Unterhaltung zwischen ihm und "bebhii". Die Herzchen hinter "Schatz" und "bebhii" bringen leider den HTML-Code durcheinander. Denkt sie euch dazu.

StReEtWeArGaNgStEr 16 (15:03:58 7/09/2007)
ich bin wieder single :D und du hast geagt du bläst mir dann ein xD

bebhii
voll nich xD

bebhii
wenne single bis warum steht dann da schatz ich leibe dich ...

StReEtWeArGaNgStEr 16 (15:05:39 7/09/2007)
ja ich hab grad schluß gemacht :P

StReEtWeArGaNgStEr 16 (15:06:08 7/09/2007)
ist echt so und jetzt bläst du mir kein ?:(

bebhii
neh loel xD

StReEtWeArGaNgStEr 16 (15:06:41 7/09/2007)
:(

bebhii
mein freund findet dat bestimmt nich doll ;-)

StReEtWeArGaNgStEr 16 (15:06:49 7/09/2007)
mir doch ladde ^^

bebhii
yah is kla

StReEtWeArGaNgStEr 16 (15:07:21 7/09/2007)
nein ich bin auch noch mit meiner freundin zusammen ;)

bebhii
wusst ich :-)

StReEtWeArGaNgStEr 16 (15:07:32 7/09/2007)
aber du hast gesagt wenn ich single bin bläst du mir ein :P

bebhii
was sagt deine freundin dazu das du imma sowas schreibst?

StReEtWeArGaNgStEr 16 (15:09:34 7/09/2007)
nixs 1. mal die weiß das nit und 2 mal ist mir auch ladde was die sagt ^^

Ich hoffe - Ich bete! - dass "Schatz" das hier liest. Überlege ja sogar schon, ob ich sie nicht mal anschreiben soll. Ihre ICQ-Nummer steht ja hier... Aber das macht nur Sinn, wenn ich sicher sein kann, dass "StReEtWeArGaNgStEr 16" hier am Rechner sitzt, wenn sie darüber reden. Sonst lohnts ja nicht.

Mittlerweile ist rausgekommen, warum die heimische Netzconnection nur zwei Minuten hält:
In einem Kabel, das ins Haus führt, sei wohl Wasser. Wie auch immer so etwas gehen soll. Wird morgen ausgebessert.
Darum schreibe ich den Rest zu heute erst morgen.

Dienstag, 15. Januar 2008

Tag 45

Haben heute in "Aktuelle Themen" - mal wieder - über die aktuelle Wahlkampfdiskussion betreffend Jugendkriminalität gesprochen.
Diesmal jedoch haben wir zuerst grundsätzlich darüber geredet, bevor wir in die Stammtischdiskussion eingestiegen sind. Wir sollten dazu auf einen Zettel all unsere begangenen Straftaten notieren. Anonym versteht sich. Diese wurden dann zum Grossteil vorgelesen, um zu verdeutlichen, wie viele Jugendliche straffällig werden.
Zu meiner Überraschung gab es keinerlei Gewaltdelikte - ausser bei dem Fussball-Ultra, aber da ist das ja mehr eine Art Hobby, wie ich mittlerweile aus verschiedenen Gesprächen zum Thema herausbekommen habe. Das Beste war der Zettel mit:
"-Ich ziehe jeden Tag einen durch (im Moment bin ich auch drauf!)"

Für die Diskussion haben wir dann zwei Gruppen gebildet:
A - FÜR härtere Jugendstrafen und FÜR mehr Abschiebungen
B - GEGEN härtere Jugendstrafen GEGEN mehr Abschiebungen

Ich war in Gruppe B. Unterstützt von den Menschen, die politisch zumindest so in meine Richtung gehen und bisher dafür gesorgt haben, dass wir im Unterricht immer eine gemütlich-linke Hegemonie hinkriegen konnten. Gruppe A liess dann durch den Lehrer ausrichten, wir sollten uns doch bitte zurückhalten, da sie "Angst vor der Diskussionsfähigkeit von Gruppe A" hätten. Aus unserer Position wurde dann ein GRUNDSÄTZLICH GEGEN autoritäre Bestrafung und ein FÜR "kein mensch ist illegal".
Nach diesem Block kamen erstmal zwei Menschen aus Gruppe A zu uns und bekräftigten, dass sie diese Meinungen nur vertreten hätten, weil sie halt in der Gruppe waren und dass sie persönlich völlig anderer Meinung seien. Das zog dann natürlich auch den Typen nach sich, der meinte mitteilen zu müssen, dass er das schon so gemeint hat, das mit den Abschiebungen da und den kriminellen Ausländern!
Er wurde kollektiv ignoriert.

Montag, 14. Januar 2008

Tag 44

"Ich bin und das werden mir meine Eltern bestätigen, [...] sehr freundlich."
Wer sowas in ihre/seine Bewerbung schreibt, kann doch nur verlieren.

Die Rechner waren heute mal wieder down, so dass ich keinen neuen Stundenplan für diese Woche bekommen konnte. Mittlerweile geht es wieder und ich durfte feststellen, dass ich seit Anbeginn des Tages im falschen Raum sitze. Aber ist jetzt auch egal. Ich soll das hier jetzt fertig machen. Und EDV macht auch mehr Sinn für jemanden die/der MediengestalterIn werden will, als "WiSo-Projekt".
Habe gerade - zwischen Tür und Angel auf der Toilette - erfahren, dass der Leader der Gang, in der ich am Anfang war, aus der Massnahme geworfen wurde. Zu oft unentschuldigt gefehlt.
Macht natürlich nun ein wenig Bauchschmerzen, da meine Bildungsbegleiterin mir Freitag sagte, ich solle meine AU* spätestens Heute abgeben. Da ich jedoch wenig Lust hatte 10€-Praxisgebühr dafür zu bezahlen, dass mein Arzt mir sowas sagt wie "Ja, Sie haben schon ganz Recht: Magen-Darm. Besser Sie bleiben im Bett. Schliesslich ist es ja auch für Sie unangenehm, mit Darmproblemen Auto zu fahren und im Warezimmer zu sitzen, oder? Viel machen kann man da nicht. Ruhen Sie sich einfach mal aus.".
Und bei meinen vorherigen Fehltagen lief das immer so ab, dass meine Bildungsbegleiterin mir sagte, als ich irgendwas von "AU vergessen" stammelte, mich unterbrach mit "Ist egal. Glaub ich Ihnen auch so.".
Okay, um jetzt mal die Dramatik aus der Story zu nehmen: seit heute Morgen** habe ich schon zwei längere Gespräche mit ihr geführt und dabei auch so Sachen angesprochen, wie den noch fehlenden Laufzettel, den ich einreichen muss, da mir sonst ein Urlaubstag gestrichen wird und der natürlich - wie es in der Natur solcher Zettel liegt - momentan unauffindbar ist. Der Satz war viel zu lang, daher weiss ich nicht ob der schon Sinn gemacht hat, oder nicht. Es sollte auf jeden Fall darauf hinauslaufen, dass Sie meine fehlende AU einfach übergangen hat.
Hatte gerade noch ein Gespräch mit ihr:

"Sie müssen mir noch sagen mit welchen Programmen Sie umgehen können, damit ich damit angeben kann, wenn ich jetzt für Sie die ganzen Betriebe anrufe!"

"Ach da fällt mir ein, können Sie mir Illustrator CS3 besorgen?"***

"Ja, aber nur für Mac. Würde Ihnen also wahrscheinlich nichts bringen."

"Könnten Sie mir noch einen Mac dazu besorgen?"

"Hm... kann ich tatsächlich, aber der ist zu alt, da läuft CS3 nicht drauf..."

Da ich wesentlich schneller meine EDV-Aufgaben erledige als der Rest, sitze ich nun hier seit zwei Blöcken mit der offiziellen Anweisung, mir die Zeit zu vertreiben, damit der Rest des Kurses aufholen kann, da ich im Moment zwei Aufgaben vorn liege.
Da, wie erwähnt, Heut morgen die Rechner nicht liefen, und daher niemand ins Netz kam, versorgte ich via USB-Stick alle Interessierten mit einem Steckenpferd von mir: Zombie-Spielen.
Während der Lehrer also vorne stand und versuchte uns etwas über das Erstellen von Ordnern unter Microsoft Windows beizubringen, kam von der Hälfte der Rechner wildes Klicken mit zwischengeschobenem "Boah! Kettensäge!".
Sie waren nicht sehr konspirativ. Genaugenommen waren sie zu blöd, um das Fenster zu minimieren, als der Lehrer auf sie zukam.

Na grossartig. Jetzt heisst es, wenn alle die aktuelle Aufgabe - also die, die ich schon seit drei Blöcken fertig habe - erledigt haben, können wir Schicht machen. Ob das nun heisst, dass wir nach Hause können oder einfach nur weiter rumsitzen sollen, werde ich dann sehen. Aber es kommt mir schon arg zynisch vor, mich hier 180 Minuten warten zu lassen, um mir dann zu sagen, dass, wenn alle anderen das fertig haben, was ich schon lange fertig habe, wir gehen können. Schweinesystem.

Ich muss mir einen anderen Parkplatz suchen.
Bisher habe ich immer in einer grossen Schlammpfütze auf der rückwärtigen Seite des Bahnhofs geparkt. Das brachte zwei bisher unschlagbare Vorteile mit sich:
Erstens ist hier immer etwas frei und zweitens kostet es nichts.
Der einzige Nachteil bisher, war die Tatsache, dass meine Fussmatten nun aussehen wie aus dem Morast gezogen.
Doch damit ist es nun wohl vorbei.
Nachdem ich es unter Aufwendung all meiner Überredungskunst geschafft hatte, einen Deal auszuhandeln, dass ich eine Bewerbung erst zu Hause ausdrucken und danach wegbringen darf, da der BZ-Drucker streikt, durfte ich nun früher gehen.
Schon beim Einsteigen fiel mir der Typ auf, der etwa 15 Meter hinter meinem Wagen irgendetwas an diesem komischen Ziegelsteinhäufchen, dass wohl mal eine Art Wartungshäuschen oder gemauerter Sicherungskasten, was weiss denn ich was das sein sollte, war und in irgendeiner Relation zu den daneben liegenden Bahnschienen steht, zu schaffen hatte. Ich hielt ihn für einen Bahnangestellten oder sonstigen Handwerker.
Gerad eingestiegen und angeschnallt, klopft er auf einmal an meine Heckscheibe.
Menschenfreund der ich bin, mache ich sofort das BeifahrerInnenfenster herunter.
Und drücke auf die Zenralverriegelung.
Er beugt sich also durchs Fenster und fängt an mir matschiges Laub auf den BeifahrerInnensitz abzuzählen, als hielte er Geldbündel in Händen und lallt dabei "Einmal vollmachen!".
Nicht zu vergessen die benutzte Spritze samt Kanüle, mit der er dabei unkontrolliert im Wageninneren herumfuchtelte.
Hab ihm also gesagt es sei alles klar, er müsse nur kurz den Arm aus dem Fenster nehmen, damit ich die Tür aufmachen könne. Fenster hoch und weggefahren. Da ich nicht sofort auf die Strasse ziehen konnte und nach einer Wagenlänge wieder halten musste, kam er hintergerannt und trommelte auf die hintere Seitenscheibe.

Er wird wohl von den Junkies von der anderen Seite der Gleise gekommen sein, bei denen heute auch die Mobile Drogenberatung ihren regelmässigen Besuch hatte. Wenn jemand aus freiem Willen Junkie wird, so respektiere ich dies vollkommen und unterstütze auch sonst jeden reflektierten Drogengebrauch. Wenn jemand unabsichtlich Junkie wird, so muss ihm/ihr geholfen und nicht mit Ablehnung und Isolation begegnet werden, denke ich.
Wenn mir jedoch jemand, dessen Krankenakte ich nicht kenne eine frischbenutzte Nadel vors Gesicht hält, gewinnen meine theoretischen Überlegungen in Sachen Drogenpolitik doch auf einmal eine ganz andere Nuance. Im Nachhinein war ich doch schon sehr froh, dass ich aus der Chose so schnell rauskam. Ich weiss nicht, ob meine Ängste unbegründet sind, da ich mich damit nicht so gut auskenne, bin mir jedoch ziemlich sicher, dass es gesünderes gibt, als sich von Bahnhofsjunkies mit verseuchten Spritzen anfixen zu lassen.


*ArbeitsUnfähigkeitsbescheinigung
**Ich habe übrigens ein Problem mit der richtigen Schreibweise der ganzen Variationen von "Heute" oder "Morgen" oder so. Wann schreibe ich was gross? Kann mir das mal bitte jemand erklären?
***Also, falls hier irgendjemand einen vernünftigen Keygenerator oder Crack für Illustrator CS3 hat: Her damit!

Freitag, 11. Januar 2008

Tag 43

Lehrer: "Machen sie doch mal das Fenster auf!"
Ich: "Nix da! Es ist irrsinnig kalt da draussen!"
Lehrer: "Ach es ist doch nicht kalt draussen!"
Ich: "Es ist doch auch ohne offenes Fenster schon kalt genug hier drinnen!"
Lehrer: "Sie müssen mal mehr Sport machen! Sie machen immer nur Politik, oder?"
Mädchen: "Und mehr Fette essen!"

Aber die Stunde als solche war cool. Auch wenn es sehr erschreckend - und gleichzeitig zu erwarten - war, dass niemand im Kurs "1984" von Orwell kannte. Gut, dass sie, was eigentlich der Witz an der Aufgabe war, den Anfang des Buches erkennen und zuordnen können, hatte wohl niemand erwartet. Aber da hatte wirklich nicht einE EinzigeR jemals von solch einem Buch oder Autor gehört.

Der Knaller war allerdings EDV im dritten Block:
Arbeitsauftrag
Brief nach DIN 5008 mit folgenden Formaten schreiben:

Inhalt:
Am Wochenende hat Ihr Superstar (wer auch immer das sein mag) im Fernsehen gesagt, dass er sich aus allen Einsendern denjenigen aussucht, mit dem er einen netten Abend in einem noblen Restaurant verbringen wird.
Sie formulieren jetzt bitte einen Form vollendeten Brief, dass dieser Mensch natürlich nur SIE kennenlernen und einladen wird!

Bitte beachten Sie dabei auf folgende formale Punkte:
1. Schriftgrösse 12
2. Schriftart: "Bodoni MT Black"
3. Blocksatz
4. Betreffzeile zentriert, fett und Schriftgrösse 14
5. Im Anschriftenfeld Symbole (z.B. für Telefon verwenden)
6. Hintergrundbild aussuchen
7. Aus dem Internet 1 DIN A4-Seite in den Breif einfügen und kennzeichnen, in dem über diesen von Ihnen ausgesuchten Star berichtet wird (Zeitungsartikel, berichte, Chatroom o.ä.)

Viel Spass bei der Arbeit

Die Aufgabenstellung an sich ist ja schon ein grammatikalischer Witz, aber inhaltlich kommts ja noch dicker: "Im Anschriftenfeld Symbole (z.B. für Telefon verwenden)" oder "Hintergrundbild aussuchen" und allein die Schriftart!
Das ist doch stilistische Schwerstkriminalität!
Wenn die alle in Zukunft ihre Bewerbungen mit Symbolen (z.B. für Telefon verwenden) und Hintergrundbildern (kein Witz: die Hälfte hatte Treffer Nummer 5 der Google-Bildersuche Stichwort "Hintergrundbild") anreichern, dann sitzen die doch noch in zehn Jahren da und wundern sich, dass sie nicht genommen werden. Und das obwohl die Bewerbung doch so gut aussieht! Keine Ahnung warum die mich nich nehmen! Ne! Datt is, weil, ne, da wo ich herkomm, die Strasse, die hat ja auch gleich nen schlechten Ruf!
Jaja und so werden sie dann zetern gegen die Bonzen und PersonalmanagerInnen...
Ach und solch Gejammere gibts da wirklich an jeder zweiten Ecke zu hören.

Ach und mir fiel übrigens wirklich niemand ein, an den/die ich meine Arbeitsaufgabe hätte richten sollen. So blieb mir dann ja wohl nichts anderes übrig:



Lehrer dazu:
"Hahaha! Nen Kollege von mir, der is der letzte aufrechte Kommunist hier in der Gegend! Den nennen wir immer den "roten Reinhardt"!"
Und fängt schallend an zu lachen.


Donnerstag, 10. Januar 2008

Tag 42

In der Berufsschule blieb ich heute nur die ersten drei Stunden. Danach gings für mich ab zum Arzt. Gelohnt hat sich der Tag natürlich mal wieder in keinster Weise. Denn einen Durchschnitt errechnen konnte ich schon vorher und die Schlüsselwörter aus einem 26zeiligen Lexikontext unterstreichen ebenfalls. Da ich die ganze Zeit über Schmerzen hatte, reichte es mir dann nach der dritten Stunde.

Mittwoch, 9. Januar 2008

Tag 41

Ich bin heut krank. Und das stimmt sogar. So fieses Magen-Darm-Zeugs, dass mich dazu zwingt den ganzen Tag im Bett zu verbringen. Hab aber heute morgen pflichtbewusst da angerufen und mich entschuldigt.

Ich blogge übrigens ständig in der Angst, jemand vom BZ könnte es irgendwie entdecken und dann dort publik machen. Es würde wohl nicht lange dauern, bis klar wäre, von wem es kommt. Gefährlich wird es mittlerweile, da ich einige der Leute in diversen Myspace-FreundInnenlisten habe und das hier ja nun mal keine Grossstadt ist und über maximal drei Ecken jedeR jedeN kennt. Da braucht nur mal eineR der Leute aus meinem FreundInnenkreis einen Link über ICQ an die falsche Person schicken und schon isses vorbei.
"Es liegt übrigens im Schicksal der meisten Satiren - und vielleicht auch im Geheimnis ihres Erfolges -, daß der Leser niemals glaubt, selbst die Rolle der Zielscheibe gespielt zu haben. Nicht einmal dann, wenn er bereits von drei Pfeilen durchlöchert ist..." *
Ich hoffe Herr Kishon hat recht.

*Ephraim Kishon, "Beinahe die Wahrheit", S.15f

Dienstag, 8. Januar 2008

Tag 40

Anscheinend sind die Leute in solchen Massnahmen überall die gleichen.
Angeblich musste heut in eine nachbarstadtliche Dependance die Polizei einrücken, um randalierende TeilnehmerInnen zu stoppen.

Bei uns war dafür heute nicht soviel los.
Wir haben einen Typen in der Klasse, der mich wirklich wahnsinnig macht.
Ich lehne die Verwendung als Beschimpfung zwar völlig ab, aber er ist die Person, die das Wort "Opfer" in manchen Kreisen zu solcher werden liess. Für ihn wurde das Mobbing erfunden. Und nein, es ist mir einfach völlig unmöglich mich mit ihm zu solidarisieren.
Er geht wie eine Ente. Lässt immer völlig unkontrolliert seine Füsse geräuschvoll auf den Boden platschen, während sich sein Oberkörper mit seinem Schwerpunkt etwa einen halben Meter zu weit vorne befindet, so daß mensch jederzeit erwartet, er würde gleich einfach nach vorne umfallen.
Heute hat er die Tür zum Flur und die Kabinentür offengelassen, als er zur Toilette ging.
Und das Schlimmste:
Er hat keinerlei - nennen wir es - "Sicherung" zwischen dem Gedanken und seiner Äusserung.
Ich kenne das von kleinen Kindern, die völlig zusammenhangslos und ohne gefragt zu werden plötzlich die verrücktesten Sachen aus ihrem Leben erzählen. Er ist genauso. Ständig, wirklich zu JEDER Gelegenheit, haut der irgendeinen Scheiss raus. Niemand redet direkt mit ihm, aber jedeR kennt mittlerweile seine halbe Vita.
Und noch dazu ist er auch einfach nur dämlich.

Heute, "Aktuelle Themen", Thema: Energiegewinnung
"Was ist denn nun an Atomenergie negativ?"
"Weil Atom ist doch giftig!"

Heute, "Deutsch", Thema: Stevie Wonder "Cash in your face"
"Das... das... äääh... ist ein ziemlich rassistischer Text und ich würde den am liebsten ääh nicht weiterlesen."

Soweit so gut. Er kann halt wohl zu wenig Englisch um den Text zu verstehen und es ist doch grundsätzlich ersteinmal begrüssenswert, dass er einen vermeintlichen Rassismus ablehnt. Blöd nur, dass er der wohl obligatorische Naziidiot dieser Klasse war, als sich dort in Erdkunde für ihn mal die Möglichkeit ergab das Lied der Deutschen auszupacken.

Ich kann das hier auch nicht so rüberbringen, dass er nicht als Opfer dasteht, aber es ist einfach unmöglich diese Person zu ertragen. Und abgesehen davon, wird er auch gar nicht wirklich gemobbt. Ihm wird halt hin und wieder nur gesagt er soll endlich ruhig sein wenn er zum zehnten Mal erzählt, er sei "froh, wenigstens wieder an der Tischtennisplatte stehen zu können" oder dem Lehrer aufzählt, was genau er alles getrunken hat beim letzten Flatratesaufen.
Er tut mir ja auch ernsthaft leid für all die Scheisse, die er ständig verursacht, aber es geht einfach nicht anders. Und falls ich es in Zukunft schaffe, ihn hier besser rüberzubringen, werdet ihr mir zustimmen müssen. Nennen wir ihn Napoleon. Ich bleibe dran.
Er IST "Napoleon Dynamite". Und zwar in unsympathisch.

Montag, 7. Januar 2008

Tag 39

Nein, mir war von Anfang an klar, dass er sich falsch entscheiden würde.
Zielstrebig steuerte er den Mülleimer an, während sein in der linken Hand gehaltenes Handy irgendeinen R'n'B in den Aufenthaltsraum schepperte und er rechterhands Luftpolsterfolie platzen liess. Leider warf er jedoch die Folie weg, statt des lärmenden Handys. Abgesehen davon, dass Luftpolsterfolie ohnehin grossartig ist, so ist sie in der schon beschriebenen Klangkulisse in den Pausen schlicht eine Wohltat.


Der erste Tag in diesem Jahr und es ist schrecklich.
Den ganzen verdammten Tag sitze ich nun hier schon vorm Rechner und mache einfach nichts. Nichts. Literally! Meine Augen tun mittlerweile sehr weh und fangen an zu tränen. All die Rechnerluft und Todesstrahlung hier um mich rum, macht mich mürbe und zurichtungsbereit für den Rest der Arbeitswoche.
Grossartig. Voll auf die Tastatur geniesst.


Das Sinnvollste, was ich heute zustande gebracht habe, war der Versuch eine Wette zu gewinnen.
Da ich Teil 2 ohne grössere Probleme zur Hälfte durchspielte, bevor meine Zeit in der realen Welt zur Neige ging, dachte ich, ich könne auch Teil 1 schaffen (Ganz klar: Je höher die Zahl, desto schwerer.) und ging eine folgenschwere Wette ein. Da ich es jedoch bisher nur bis zum Level 29 schaffte, sind meine Erfolgsaussichten wohl recht dürftig.
Versucht euch!