#4 berufsvorbereitende Bildungsmassnahme: Tag 50

Dienstag, 22. Januar 2008

Tag 50

Das muss mensch erstmal schaffen:
Um vom Bahnhof zu den Räumen zu kommen, in denen ich meinen nächsten Block hatte, muss ich sechs Fahrspuren überqueren. Unterstützt durch eine FussgängerInnenampel versteht sich. Mit allem was dazu gehört: Knöpfe, Signalgeber für Sehbehinderte und einer Insel in der Mitte der Strasse.
Nun stand ich also auf dieser Insel und stellte fest, dass die eben erwähnten Knöpfe nicht da waren. Stattdessen so ein neumodischen "Bitte berühren"-Dingen. Ich habe noch nie kapiert, wie die funktionieren. War mir aber immer recht sicher, das das was mit Wärme zu tun hat. Hab allerdings ersteinmal eine komplette Ampelphase nicht daran gedacht diesem Gerät irgendeinen Input zu geben. Dann fiel mir auf, dass es wohl doch nicht, wie erhofft, auch ohne mein Zutun Grün werden würde. Habe also versucht diesen Trigger auszulösen. Erst durch Handauflegen. Dann durch Reiben. Dann durch Schlagen. Dann durch Fluchen.
Das Problem dabei war, dass ich versuchen musste, die Peinlichkeit meiner Performance so zu verteilen, dass die Personen in den Autos, die in den diversen Ampelphasen vor mir standen, nicht zuviel mitbekommen konnten, um mich für völlig daneben zu halten.
Irgendwann hat es mir dann gereicht und ich bin rüber. Kurz bevor ich wieder fussgängerisches Terrain erreichte, kam eine alte Frau zu meiner Zielampel, berührte sie ganz sacht und es wurde sofort Grün.
Wie es sich gehört, find ich natürlich noch auf der Strasse stehend an, die Ampel aufs Schärfste zu beschimpfen. Ich nannte sie Körperteile und was sie mit sich zu tun habe. Als ich so meinen rosanen Regenschirm in Richtung grünes Menschchen wedelte, fiel mir auf, dass ich offensichtlich in meinen Tiraden etwas zu laut war.
Ein gemäss dem Szenecode verkleideter HipHop-Gangster, der an der kreuzend gelegenen Ampel wartete, fühlte sich angesprochen und ich musste ihm beschwichtigend erklären, dass nicht er gemeint sei, sondern die Ampel.
Er hat mir kein einziges Wort geglaubt.
Zum Glück muss ich echauffiert genug auf ihn gewirkt haben, um wenn schon nicht glaubhaft, so doch zumindest ausreichend verrückt zu erscheinen.

Tja der Rest des Tages bestand aus "Warten bis ich zum Arzttermin gehen kann", exakt zehn Minuten Arzt, ungefähr 40 Minuten Bibliothek und danach noch rumhängen in Block 4 und 5.

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