#4 berufsvorbereitende Bildungsmassnahme: Tag 66

Mittwoch, 13. Februar 2008

Tag 66

Ich bin ja noch den Eintrag zu Gestern schuldig.
Habe mir gestern mal so richtig FreundInnen gemacht in Deutsch im vierten Block.
Der Lehrer meinte zu uns er würde zu spät kommen und hätte uns Aufgabenzettel hingelegt. Wer am weitesten kommt, bekommt einen Büchergutschein geschenkt. Tja und wie angekündigt kam er auch wirklich zu spät. Etwa 40 Minuten. Währenddessen sass die ganze Klasse auf der Treppe zur Strasse und stritt sich darüber, ob sie nun gehen solle oder nicht.
Ich hockte derweil eifrig über den Aufgaben. Als sie sich genügend hochgeschaukelt hatten, kamen sie dann zu mir und den wenigen die ebenfalls drinnen sassen und forderten uns auf mit ihnen gemeinsam nach Hause zu gehen. Schliesslich könne es ja nicht sein, dass wir so lange unbeschäftigt auf unseren Lehrer warten müssen. Ich wollte dann gerade anfangen ihren Sinn für Solidarität und Gemeinschaft zu loben, da wurde ich von einem unterbrochen, da meine Meinung eh keinen interessiere! Musste ihn dann zurechtweisen und ihm erklären, dass meine Meinung ihn anscheinend doch brennend interessiert, wenn er nur gehen will, wenn wir geschlossen abhauen. Hat er dann eingesehen und ich konnte ausreden. Habe ihnen dann erklärt, dass ich die Grundidee super finde, es jedoch der bescheuertste Plan der Welt ist. Schliesslich hatte sich der Lehrer entschuldigt, hatte uns umfangreiche Aufgaben gegeben und alle wissen, dass wir zum Hauptgebäude kommen sollen, wenn solche Fälle eintreten und darüber hinaus hat die Hälfte der Menschen die Durchwahl ihrer BildungsbegleiterInnen im Handy, so dass sie nur hätten anrufen müssen.
Als Alternative habe ich ihnen angeboten, dass sie mir doch einfach einen Büchergutschein schenken, beziehungsweise mir das Buch kaufen, dass ich gestern beim amerikanischen Amazon fand und das es bisher nur dort zu kaufen gibt. Fehlstunden, Nachsitzen, Kürzung des Geldes: alles egal.
Aber ich riskier doch nicht einen Büchergutschein nur um knappe 60 Minuten unbeschäftigt in der Innenstadt rumzulatschen!
Als der Lehrer dann irgendwann kam, ich hatte die AbweichlerInnen in ellenlange Diskussionen verstrickt um sie aufzuhalten, erntete ich mehr als nur einige böse Blicke und habe versucht den Paintball-Waffennarr neben mir als Personenschutz zu engagieren.

Das Verrückteste des Tages war dieses Mädchen neben mir, welches etwa zwanzig Minuten des Deutschunterrichtes mit ihrem Handy ein Videotelephonat mit ihrem in einer Schule sitzenden Freund führte: Beide mussten sich ihre Nachrichten immer erst auf ein Stück Papier schreiben, dieses dann vor ihre Handykamera halten, dann warten während der/die jeweils andere etwas schrieb, es vor die jeweils andere Kamera hielt und wieder von vorne. Eigentlich bestand die ganze Konversation nur aus verstohlenem Winken.

Der heutige Tag war ähnlich unspektakulär. Der Höhepunkt war der letzte Block, in welchem wir den von mir mitgebrachten Film "Persepolis" sahen. Diesmal bin ich nicht eingeschlafen.

Ach ja: Der doofe Lehrer hat mir den Büchergutschein (noch?) gar nicht gegeben. Mistkerl.

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