#4 berufsvorbereitende Bildungsmassnahme: Tag 73

Freitag, 22. Februar 2008

Tag 73

Das Frühstück der Champions:
Frisches Brot mit Gurke+Dill-Streich und eingelegten Tomaten vom Markt.
Und das beste daran:
Es ist halb elf! Wohooo! Und ich sitze zu Hause.
Und das sogar semilegal. Denn ich war schon für den ersten Block im BZ und da ich Montag ein Vorstellungsgespräch habe - habe ich das schon erwähnt? - musste ich da ja heute einmal hinfahren um zu testen wo das ist und ob ich das finde. Und da ich ja Montag von zu Hause aus fahre - denn Termin um 12 Uhr bedeutet, dass ich die Zeit vorher brauche um mich "mental vorzubereiten" wie es meine Bildungsbegleiterin ausdrückte - bringt es mir ja herzlich wenig, wenn ich nur den Weg vom Bildungszentrum aus kenne. Also musste ich logischerweise auf dem Rückweg den Weg zu mir nach Hause einschlagen. Tja und nun sitze ich hier. Mein Knoblauchgeruch wird mich allerdings meiner Bildungsbegleiterin, die noch sagte ich solle "im Laufe des Tages" auf jeden Fall wieder ins BZ kommen, verraten. Verdammte eingelegte Tomaten.
Die ganze Aktion mit dem Rumgefahre war jedoch auf zwingend notwendig.
Ich hatte einmal ein Vorstellungsgespräch als Leuchtreklamemacher(?) in einer Nachbarstadt. Habe mir also eine Wegbeschreibung und Karte besorgt und bin zeitig losgefahren. Habe aber nicht einmal die Strasse gefunden. Also wieder zurück, angerufen und einen neuen Termin für dne nächsten Tag ausgehandelt. Neue Wegbeschreibung gesucht, ganzen Tag Kartenmaterial gewälzt und noch zeitiger losgefahren. Diesmal habe ich die Strasse gefunden. Als ich dann jedoch vor der gesuchten Hausnummer 140 stand, war ich ein wenig verdutzt.
Ein Leuchtreklamebetrieb.
In einem Abbruchhaus.
Ohne Leuchtreklame dran.
Und es war definit die richtige Nummer und die richtige Strasse.
Also wieder nach Hause und noch einmal angerufen. Habe mich dann mit der Chefin gefetzt weil sie mich einen "schmarotzenden Zeitdieb" nannte und meinte sie müsse das "sofort dem Arbeitsamt" melden.
Um mich von aller aus meinem familiären Umfeld vorgebrachten Schuld freizusprechen fuhr ich also noch einmal hin, um zu demonstrieren, dass es sich wirklich um dieses Abrisshaus handelte.
Tjaha! Aber die Rechnung ohne das Strassenverkehrsamt (oder das Tiefbauamt?) gemacht:
Der Trick war nämlich der, dass die gesuchte Strasse in Stadteil A von Stadt A anfangt mit Hausnummer 1. Dann bis etwa Hausnummer 160 in gewohnter Manier verläuft. Bei Hausnummer 160 endet dann jedoch Stadtteil A von Stadt A und es fängt Stadtteil B von Stadt B an. Und logischerweise folgt dann auf Hausnummer 160 Hausnummer 159, bis die Strasse in Stadtteil B in Stadt B wieder bei Nummer 1 endet.
Logischerweise! Das ich nicht lache!
So ein Unsinn ist mir selten begegnet, aber im Nachhinein behaupteten alle Menschen die ich um Absolution ersuchte, das sie doch völlig normal und sowas wisse mensch doch und so weiter.
Naja mein Vorstellunggespräch hätte also in dem riesigen hochmodernen Betrieb voller Leuchtreklame und hinweisenden Schilden 40 Hausnummern weiter stattfinden sollen.
Manches soll einfach nicht sein, schätze ich.
Aber dem Montag sehe ich beruhigt entgegen: Ich muss fast nur geradeausfahren und schliesslich wohnte ein Freund von mir einst nur zwei Strassen weiter.
Was mich dann schon eher beunruhigt ist die Frage wie ich da reinkomme. Und wo ich überhaupt rein soll.
Denn da ich um einen Praktikumsplatz als Bauzeichner* vorsprechen werde, bewerbe ich mich in einem Architektenbüro.
Nun sieht dieses Architektenbüro auch tatsächlich so aus.
Sowas kann ja nicht in einem normalen Haus sein, dessen Funtktionsweise (Klingel, Eingangstür) mit geläufig ist.
Ich sags mal so: Wenn die Zombies kommen wäre ich gern in diesem Komplex.
Etwa 40 Meter zurückversetzt hinter einer massiven Betonmauer mit schmiedeeisernem Stahltor, sichtgeschützt durch allerlei Vegetation, steht da ein Bastard aus Festung und Herrenhaus. Da lob ich mir doch den Chef eines Webdesignerbüros, bei welchem ich einst vorstellig war (und welches mich dann ziemlich niederträchtig verarscht hat), der die hauseigene unglaublich schlechte Internetseite lapidar mit "Sie kennen das ja: Der Schuster und die schlechten Schuhe!" entschuldigte. Aber so ArchitektInnen scheinen da anders drauf zu sein. Die können nicht in einem Reihenhaus residieren, da müssen es immer abgedrehte Prunkbauten sein.


*Ich glaube das ist so wie Mediengestalter in monochrom und monoton.

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