#4 berufsvorbereitende Bildungsmassnahme: Tag 24

Freitag, 30. November 2007

Tag 24

Sitze gerade hier im EDV-Raum in "Geschichte" und sollte möglichst viele Informationen zum Suchbegriff "deutsches Reich" finden.
Als ich dann bei der Frage nach seiner Dauer einwand, dass das "deutsche Reich" formell immernoch fortbesteht, entwickelte sich die Diskussion zwischen dem Lehrer und mir dahingehend, dass er mir erzählen wollte, dass der einfachste Weg, ein "besiegtes Volk" zu schwächen, der sei, die "Identität des Volkes" zu zerstückeln. Meine Antwort wurde nur mit,

"'Morgenthau-Plan'... da kommt der mir hier mit 'Morgenthau-Plan'!"

beantwortet. Die auf meiner Zunge liegende Parole zu dem Thema verkniff ich mir dann jedoch lieber. Auch wenn ich nichtmal glaube, dass er es mir sonderlich übel genommen hätte. Aber nach seinem Identitäts- und Volk-Geschwafel wollt ich es lieber bleiben lassen.

Jetzt, nach der Pause, geht es weiter. Er wollte noch mit mir diskutieren, da ich ihm jetzt den Ausschnitt aus der Zeit gegeben habe. Nun versucht er sich rauszuwinden damit, dass er ja nieee bestritten hätte, dass ein Unternehmen auschließlich auf Profitmaximierung ausgerichtet sein kann.

Ich hätte es nie erwartet, aber ich habe es geschafft heute zwei Begriffe zu benutzen, die unter Garantie noch nie in diesem Bildungszentrum gefallen sind:
queer theory und Speziesismus.

Solche intellektuellen Höhenflüge werden dann jedoch sofort wieder relativiert durch Dialoge wie Folgenden:

"Was schätzen Sie, wie lang so ein Erbgut aus einer Zelle ist?"
"Einmal um die Erde!"
"Nein, da denken Sie viel zu gross..."
"Ein Hektar!"
"Äh... das ist ein Flächenmaß..."
"Dreissigtausend Kilometer!"
"..."

Irgendwann wäre ich auch sprachlos, wenn ich da den Lehrer spielen müsste.


Der Rückweg zum schlammigen Parkplatz wurde mir durch einen dieser seltenen Momente versüsst, in denen das Leben Humor und ein gewisses Gefühl für gutes Timing beweist:

Genau in dem Moment, als es für ihn kein Zurück mehr gab, sah sich der gut gekleidete Mittfünfziger, der nach gründlichem Umsehen in die Büsche direkt neben der Strasse, pinkeln wollte, einem um die Ecke biegendem, voll mit Schulkindern besetzten Linienbus gegenüber und versuchte panisch sich zu verstecken ohne sich zu bepinkeln.

Ganz, ganz grosses Kino.
Ich stand auf der anderen Strassenseite und habe tatsächlich laut gelacht.
Hach.

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